Schmerzpraxis
Dr. Kaiser
Schmerz ist ein Meister, der uns klein macht,
ein Feuer, das uns ärmer brennt,
das uns vom eigenen Leben trennt,
das uns umlodert und allein macht. (…)
Hermann Hesse
Verstehen Sie Schmerz....
Warum hat uns die Natur überhaupt mit der Fähigkeit zum Schmerzempfinden ausgestattet? Wären wir nicht glücklicher, wäre es für unser Leben und Überleben nicht besser, wenn wir alle „Indianer“ wären, die „keinen Schmerz kennen“? Klare Antwort: Nein. Es gibt angeborene Unempfindlichkeit gegenüber Schmerz: Diesen unglücklichen Individuen fehlt das Warn- und Schutzsystem Schmerz. Selbst stärkste Verletzungen z.B. in Gelenken und Veränderungen in Organen, so beim Herzinfarkt oder bei Blinddarmentzündung, werden nicht wahrgenommen. Es resultiert ein früher Tod.
Von den akuten „sinnvollen“ Schmerzen, die uns vor Schädigung warnen und uns vor deren Folgekrankheit schützen, müssen wir chronische Schmerzerkrankungen unterscheiden. Hier wird der Schmerz selbst wichtigster Teil der Krankheit mit oft tiefgreifenden Folgen auf die Möglichkeiten der Teilhabe am Leben, in der Gesellschaft und im Beruf.
Worin unterscheiden sich die beiden ungleichen Schwestern?
Akuter Schmerz ist meist von kurzer, überschaubarer Dauer, während der chronische Schmerz unüberschaubar lange andauert bzw. immer wiederkehrt. Die Ursachen akuter Schmerzen sind meist bekannt und in der Regel therapierbar (z.B. Verletzung, Entzündung), während die Ursachen chronischer Schmerzen oft unbekannt, vielschichtig oder aber zwar bekannt, jedoch nicht oder nur unzureichend therapierbar sind.
Über einen langen Zeitraum anhaltende oder immer wiederkehrende körperliche Schmerzen und auch ungünstige Verarbeitung von seelischen Schmerzen und Traumen können zu einem Prozess der Chronifizierung führen. Charakteristisch dafür sind
- Veränderungen von Verschaltungen im Gehirn und im Nervensystem
- bewusste und unbewusste Lernprozesse mit komplexen psychologischen Veränderungen
- Angst, Vermeidung, Hilflosigkeit, depressive Stimmung und soziale Veränderungen (sozialer Rückzug und ähnliches) und in deren Folge
- ungünstige und schmerzunterhaltende psychische Verarbeitungsprozesse.
Wir bezeichnen dieses in der Schmerzmedizin als
bio-psycho-soziales Schmerzmodell
Schmerzen individuell und fachübergreifend ganzheitlich therapieren
Die schmerztherapeutischen Interventionen gegenüber diesen Schmerzarten unterscheiden sich grundlegend: Dem akuten Schmerz kann mit Schonung, Behandlung der Schmerzursache und analgetischer Behandlung mit Schmerzmedikamenten, physikalischer Therapie (Wärme, Kälte), Physiotherapie usw. begegnet werden. Dagegen geht es beim chronischen Schmerz um den Abbau der krankmachenden, Schmerz unterstützenden und unterhaltenden Faktoren und um Stärkung der gesundheitsunterstützenden Fähigkeiten (Ressourcen) für die Schmerzbewältigung.
Erklärtes Behandlungsziel beim akuten Schmerz ist die sofortige Schmerzfreiheit.
Beim chronischen Schmerz geht es dagegen um die Einleitung eines Prozesses:
- hin zur Schmerzfreiheit bzw. zur Linderung des Schmerzes
- zum besseren Umgang mit dem Schmerz und
- Minderung der Beeinträchtigung im Leben.
Wer unter chronischen Schmerzzuständen leidet, benötigt meist eine multimodale Schmerztherapie.
Im GleichgewichtMein Angebot
richtet sich unter anderem an Patienten, die unter dauerhaften Rückenschmerzen, Schmerzen des Bewegungsapparates, Kopfschmerzen, neuropathischen Schmerzen, Somatisierungsstörungen, schweren rheumatischen Erkrankungen oder Krebsschmerzen leiden.
In Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten und Psychotherapeuten erfolgt zunächst eine ausführliche Diagnostik (z.B. neurologische und orthopädische Untersuchungen, bildgebende Diagnostik), die Auswertung bereits vorliegender Befunde und Besprechung möglicher Behandlungsoptionen. Basierend auf den gesamten Informationen und den jeweiligen körperlichen, mentalen, emotionalen und sozialen Voraussetzungen wird dann zusammen mit Ihnen ein für Sie passender individuell abgestimmter Therapieplan besprochen. Dieser kann auch die Empfehlung für stationäre oder tagesstationäre Behandlung in Reha-Einrichtungen oder Kliniken für Psychosomatik oder für stationäre multimodale Schmerztherapie umfassen.
Schmerztherapie
Lese-Empfehlung
Wenn Sie tiefer in die Materie einsteigen wollen:
Der aktuelle Wissensstand über Schmerzentstehung und Schmerzmanagement ist sehr gut verständlich erklärt, anschaulich vermittelt und humorvoll illustriert in dem Buch:
Schmerzen verstehen von David S. Butler und Lorimer G. Moseley
Springer Verlag ISBN: 978-3-662-48657-3
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